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1. Was führte dich zur Idee mit einem Biotech-Startup-Unternehmen eine Zusammenarbeit aufzunehmen?
RW: «Es war das Thema der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ist nicht nur für mich persönlich ein wichtiges Thema, sondern auch für unser Unternehmen. Ich bin überzeugt, dass wir in unserer Branche, die sich mit der Beschaffung von Früchten aus aller Welt befasst, durch innovative Lösungen einen bedeutenden Beitrag zu diesem Thema leisten können. Es erfordert jedoch sowohl den Willen als auch eine gewisse Ausdauer.
AgroSustain ist ein Biotech-Startup, das grosse Anstrengungen in die Verbesserung der Haltbarkeit und Qualität von Früchten und Gemüse unternimmt. Mit der Entwicklung eines natürlichen Beschichtungsmittels hat das Unternehmen ein Nach-Ernte-Produkt entwickelt, das die Haltbarkeit der Produkte verlängert.
In AgroSustain erkannte ich das Potenzial, zwei entscheidende Nachhaltigkeitsbereiche anzugehen: Die Reduzierung von Food Waste und CO2-Emissionen. Denn, nach wie vor gelangen Produkte per Luftfracht nach Europa, was zu erheblichen CO2-Emissionen führt. Dies trifft insbesondere auf Produkte mit kurzer Haltbarkeit zu.
Dank der Lösung von AgroSustain erkannte ich die Möglichkeit bei verschiedenen Produkten, vom Luft- auf den Seetransport umzusteigen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Zusätzlich würde die Anwendung der Beschichtung, wenn möglich bereits am Ursprungsort die Chance bieten, den Produktverlust entlang der gesamten Lieferkette bis zum Endverbraucher zu minimieren.
Diese Überlegungen haben mich dazu bewegt, die Zusammenarbeit mit diesem Biotech-Unternehmen aufzunehmen.»
2. Was ist die grösste Herausforderung in der Zusammenarbeit mit einem Startup-Unternehmen?
RW: «Die grösste Herausforderung bei der Zusammenarbeit mit einem Startup besteht hauptsächlich darin, die Entwicklungsschritte in der realen Umgebung rasch zu testen und bei Bedarf die Konzepte anzupassen. Im Wesentlichen geht es darum, die Fähigkeit zur Skalierung zu entwickeln, um die Idee vom kleinen Massstab auf grössere Dimensionen und darüber hinaus in ein Wachstum zu überführen.
Dieser Prozess erfordert viel Zeit, oft mehr als ursprünglich geplant. Es ist eine Sache, eine Idee im Labor erfolgreich umgesetzt zu haben, aber eine ganz andere Herausforderung, sie auch in verschiedenen Anwendungsbereichen erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Neben den regulatorischen Anforderungen, die anfangs und kontinuierlich eine grosse Herausforderung darstellen, ist es auch wichtig, das Bewusstsein zu verändern und den Mehrwert für den Kunden immer wieder deutlich zu machen und in den Fokus zu setzen. Dies erfordert einen engen Austausch mit allen beteiligten Parteien.»
3. Wie unterscheidet sich die heutige Beschaffung von Früchten und Gemüsen gegenüber früher?
RW: «In unserer Branche sind wir uns Dynamik und kurzfristige Änderungen gewohnt. In den letzten Jahren hat sich dies jedoch nochmals wesentlich verstärkt.
Regulatorische Anforderungen bezüglich Lebensmittelsicherheit sowie Zertifizierungsstandards nehmen stark zu und fordern uns und alle Beteiligte in der F&G Branche zusehends.
Weiter nehmen auch die Auswirkungen des Klimawandels zu. Anbaugebiete verlieren aufgrund klimatischer Veränderungen, z.B. El Nino & El Nina, ihre Produktionen. Die Kompensation dieser Ausfälle mit Produkten aus anderen Herkunftsländern wird zunehmend schwieriger. Wir handeln zwar vorausschauend und suchen bereits jetzt nach Alternativen, dies erfordert jedoch zusätzliche Ressourcen.
Zusätzlich treten immer häufiger logistische Probleme auf. Früher waren gelegentliche Verspätungen bei der Ankunft der Produkte aus den Ursprungsländern normal. Heute ist dies fast schon zur Regel geworden.
Angesichts wachsender Bedenken hinsichtlich Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeit seitens der Kunden und Konsumenten müssen wir Wege finden, Lieferketten umweltfreundlich zu gestalten, sei es durch den Einsatz nachhaltiger Anbaumethoden, oder durch die Reduzierung von Emissionen durch die Wahl geeigneter Transportmitteln und -routen.
Letztendlich entscheidet der Kunde oder Konsument innerhalb von Sekundenbruchteilen am Verkaufspunkt, ob er kauft oder nicht. Dabei wird manchmal der Aufwand für kontinuierliche Frische und hohe Qualität der Produkte übersehen, während nur der Preis beachtet wird.
All diese genannten Herausforderungen tragen nicht dazu bei, dass die Produkte in der Beschaffung günstiger werden.»